Das gesamte bisherige Personal des afghanischen Generalkonsulats in Bonn ist aus Protest gegen die Akkreditierung zweier Taliban-Vertreter durch die Bundesregierung zurückgetreten. Einer der beiden Diplomaten sollte die Leitung des Bonner Konsulats übernehmen.
In einer Presseerklärung vom 29. September 2025 erklärt die bisherige Leitung des Bonner Konsulats:
„In den vergangenen nahezu vier Jahren haben wir die persönlichen Daten und Dokumente von Hunderttausenden afghanischer Staatsangehöriger, insbesondere jener, die im Rahmen internationaler Evakuierungs- und Umsiedlungsprogramme aus Afghanistan evakuiert wurden, geschützt. Diese Unterlagen sind unter strikter Wahrung von Vertraulichkeit und technischen Sicherheitsstandards sicher aufbewahrt worden. Trotz erheblichen Drucks haben wir diese Materialien nie an die Taliban übergeben.
Neben den Dokumenten der Bürgerinnen und Bürger wurden auch Archive mit wichtigen Unterlagen des afghanischen Außenministeriums sowie sämtlicher diplomatischer und konsularischer Vertretungen Afghanistans im Ausland seit vielen Jahren in diesem Generalkonsulat sicher verwahrt.
Im Zuge aktueller politischer Entwicklungen – insbesondere im Zusammenhang mit Bestrebungen zur zwangsweisen Abschiebung einiger afghanischer
Staatsangehöriger – haben die deutschen Behörden nun zwei Vertreter der Taliban als Diplomaten zugelassen. Einer von ihnen soll diesem Generalkonsulat in Bonn zugewiesen werden, wo er die Verantwortung für Dienstleistungen übernehmen würde, die sich auf Europa, Nordamerika und Australien erstrecken.
Dieser Schritt widerspricht den Werten, die wir hochhalten.“
Was das für die Praxis der Passbeschaffung in Deutschland bedeutet, ist derzeit noch unklar. Zwar spielte Bonn hierbei lange Zeit eine entscheidende Rolle. Jedoch war schon nach der Machtübernahme der Taliban die Ausstellung neuer Reisepässe nahezu unmöglich. Im Juli 2024 erklärten die Taliban schließlich, dass Pässe aus Bonn nicht mehr anerkannt wurden. Ab dem 10. April 2025 werden in Bonn ausgestellte oder verlängerte Pässe von deutschen Behörden nicht mehr anerkannt.
Gleichwohl ist zu erwarten, dass die Ausländerbehörden nun wieder vermehrt auf die Möglichkeit der Passbeschaffung verweisen werden. Ohnehin häufen sich seit vergangenem Sommer die Ablehnungen von Anträgen auf den deutschen „Reiseausweis für Ausländer“ unter Verweis auf die angeblichen Möglichkeiten der Passbeschaffung im afghanischen Konsulat in München. Es bleibt zu beobachten, ob und wann in Bonn wieder (von Deutschland anerkannte) konsularische Dienstleistungen aufgenommen werden.